3. Mai 2024

Ausstellung im „Haus der Demokratie und Menschenrechte“ Berlin

Kinder in Auschwitz, das ist der dunkelste Fleck in einer tiefdunklen Geschichte.

Zwischen 1940 und 1945 wurden mehr als 1,3 Millionen Menschen von den Nationalsozialisten nach Auschwitz verschleppt. Bereits in der Frühphase des Lagers waren die Lebensbedingungen für die Häftlinge so angelegt, dass keine und keiner von ihnen das Vernichtungslager lebend wieder verlassen sollte. „Der oberste Zweck und das primäre Ziel des Konzentrationslagers Auschwitz von seiner Errichtung im Frühjahr 1940 bis zum letzten Tag seines Bestehens im Januar 1945 war Vernichtung. Alle anderen Aufgaben und Ziele, wie etwa die Ausbeutung der Arbeitskraft der Häftlinge, der Raub der Habe der Opfer, die Nutzung der Leichen oder die Durchführung von medizinischen Experimenten, waren demgegenüber von sekundärer Bedeutung“, fasst es Franciszek Piper, Historiker und langjähriger Mitarbeiter der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, zusammen.

Unter den Häftlingen waren auch 232.000 Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre, die mit ihren Familien oder allein in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt wurden oder dort unter unvorstellbaren Bedingungen zur Welt kamen. 216.300 von ihnen waren Juden, 11.000 Sinti und Roma, 3.120 waren nichtjüdische Polen, 1.140 Belarussen, Russen, Ukrainer sowie Kinder und Jugendliche anderer Nationen.

Als das Konzentrationslager am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit wurde, waren nur noch 750 von ihnen am Leben. 521 davon waren 14 Jahre und jünger, darunter auch 60 Neugeborene. Trotz intensiver ärztlicher Betreuung überlebten viele der Kinder und Jugendlichen ihre Befreiung nicht lange, sie starben an den Folgen von Auschwitz.

Unter dem Titel „Geboren in Auschwitz“ wird auf 31 Tafeln mit eindrucksvollen Dokumenten, Fotos und Texten von dem Leben und Sterben der Kinder und ihren Müttern erzählt. Die überlebenden Kinder tragen die Spuren des Erlittenen ein Leben lang auf dem Körper und in ihren Seelen. Die am Unterarm oder bei den Kleinsten auf Schenkel oder Po eintätowierte Häftlingsnummer wuchs mit ihnen mit. Und so wie diese ist auch Auschwitz am Tag und in der Nacht immer da: die Erinneriung an die Trennung von Eltern und Geschwistern, an den allgegenwärtigen Tod, an die an ihnen vollzogenen Versuche, an den ständigen Hunger und die Sehnsucht nach der Familie, einem warmen Federbett und nach Geborgenheit.

Die Kinder von Auschwitz haben sich ihren Weg ins Leben mit einem unvergleichlichen Willen erkämpfen müssen. Sie suchten und fanden ein neues Leben, sie gingen zur Schule, studierten, heirateten, bekamen Kinder, gingen ihren Berufen nach und schufen sich ein neues Zuhause. Aber Auschwitz hat sie nie wirklich losgelassen.

Und mit dem Älterwerden kamen und kommen die Erinnerungen an das Erlebte mit noch größerer Wucht zurück. Die Mutter, die ermordet wurde, der Vater, die Schwester… Alles lebt ein Leben lang und darüber hinaus in und mit ihnen und den nachkommenden Generationen. So erlebten sie auch Jahrzehnte später immer wieder: Auschwitz konnte sie jederzeit einholen. Stellvertretend für alle anderen erklärt einer: „Egal, wie weit du wegläufst. Auschwitz lässt Dich und Deine Familie nie mehr los.“

Autor der Ausstellung ist der Journalist und Kurator Alwin Meyer. Seit mehr als 45 Jahren sucht er weltweit nach den wenigen überlebenden Kindern von Auschwitz. Einfühlsam hat er mit ihnen gesprochen und ihr Vertrauen gewonnen. Viele erzählten ihm zum ersten Mal vom Lagerleben, von einer Kindheit, in der Tod immer präsent und nie natürlich war.

Die Ausstellung „Geboren in Auschwitz“ wird vom 3. März bis zum 26. April im Foyer des Robert-Havemann-Saals im Haus der Demokratie und Menschenrechte in der Greifswalder Straße 4 in Berlin gezeigt. Die Ausstellung kann wochentags von 10 Uhr bis 17 Uhr besichtigt werden, der Eintritt ist frei.

Die Vernissage mit Alwin Meyer findet statt am 3. März um 19 Uhr.

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